Der kompromisslose Einsatz für Kunstschaffende und ihre Ideen, für mutige Innovation und für Vielfalt, für Zugänglichkeit und für inspirierende Ansätze, welche versuchen, die Gegenwart verständlicher zu machen und in die Zukunft zu blicken – das ist seit Langem ein Hauptanliegen des Basler Kunstvereins und der Kunsthalle Basel. Gerade angesichts der letzten zwei schwierigen und polarisierenden Jahre ist dieser Schwerpunkt, sich für junges künstlerisches Schaffen zu engagieren, dringlicher denn je. Denn erst dadurch können Künstler*innen das zeigen, was sie am besten können: sensible Fragen aufwerfen und ambitionierte Konzepte und Ideen entwickeln, die dabei helfen, sich gemeinsam eine gerechtere und vielleicht bessere Welt vorzustellen.
Das gesamte Team der Kunsthalle Basel hat trotz den Herausforderungen und Einschränkungen in 2021 grosse Anstrengungen unternommen, kreative Synergien zu schaffen, insbesondere zwischen den Herausforderungen, welche die Beschäftigung mit Kunst mit sich bringt, und den notwendigen Lösungen, um unser Publikum trotz Covid-19-Massnahmen zu erreichen. Dabei war es von entscheidender Bedeutung, dass der Basler Kunstverein stets auf die Treue seiner Mitglieder und Freund*innen ebenso wie auf das Engagement einer Reihe von privaten Förder*innen und Stiftungen zählen konnte sowie auf die unverzichtbare Unterstützung und Subvention durch den Kanton Basel-Stadt. Erst dadurch konnten wir das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm der Kunsthalle Basel wie gewohnt auf hohem Niveau fortsetzen. Reflektiert und fundiert rückte dieses auch unter schwierigen Bedingungen künstlerisches Experimentieren ins Rampenlicht, welches abwechselnd mal stringent, fesselnd und widerspenstig in Erscheinung trat, aber grundsätzlich zum Nachdenken anregen sollte.
Während wir gemeinsam durch diese Ausnahmezeit navigieren und zugleich versuchen, das dauerhafte Bestehen der Kunsthalle Basel sicher zu stellen, ist Ihre Unterstützung von grösserer Bedeutung denn je. Sie halten diesen Jahresbericht in den Händen, weil Sie auf die eine oder andere Weise mit uns die Überzeugung teilen, dass Kunst in der Lage ist, zeitgenössisches Denken zu reflektieren, auf die Probe zu stellen und zu beflügeln. Aber auch, weil Sie alle einen wichtigen Anteil dazu beitragen, aktuelles künstlerisches Schaffen zu fördern. Ganz gleich, ob Sie regelmässig an unserem Programm teilnehmen oder es aus der Ferne verfolgen, sowohl Ihre Präsenz als aktive Besuchende und Ihr Engagement als neugierige Beobachtende als auch Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung stellen eine besondere Investition von Ihnen in unsere Arbeit und die der visionären Künstler*innen dar. Dafür danken wir Ihnen von ganzem Herzen!
Unser Programm für 2021 war vielfältig und reich gefüllt. Es gab die ausserordentliche Retrospektive früher Werke des 85-jährigen deutschen Künstlers Joachim Bandau aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Zugleich maschinenhaft und körperlich, politisch und surreal, haben Bandaus weniger bekannte, aber zukunftsweisende Skulpturen und Zeichnungen viele der Formen und Fragestellungen vorweggenommen, welche für junge Kunstschaffende heute von besonderer Relevanz sind und weshalb sie ins Programm der Kunsthalle Basel Eingang gefunden haben. Die Ausstellung überschnitt sich zeitlich mit der ergreifenden Einzelpräsentation der in Algerien geborenen Künstlerin Lydia Ourahmane, die den kompletten Inhalt ihrer Wohnung in Algier im Oberlichtsaal aufbaute. Damit schuf sie eine Reflexion über Thematiken wie Zuhause, Privatsphäre, Grenzen und Kolonialgeschichte, welche viele Besuchende tief berührte. Im Sommer konnte das Werk des in Detroit geborenen Bildhauers Matthew Angelo Harrison in seiner ersten europäischen Einzelausstellung entdeckt werden. Seine schimmernde Präsentation neuester Skulpturen aus in reflektierendem Kunstharz eingelassenen afrikanischen Artefakten und Utensilien aus dem gewerkschaftlichen Arbeitskampf verlieh dem Oberlichtsaal besonderen Glanz. Parallel dazu brachte die internationale Gruppenausstellung INFORMATION (Today) sechzehn Künstler*innen zusammen, die sich, wie der Titel es schon verrät, mit einem Thema befassten, das in unserer von Daten bestimmten Gegenwart immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die von der Kritik gelobte Ausstellung zeigte neue und jüngere Werke von Lawrence Abu Hamdan, American Artist, Alejandro Cesarco, Simon Denny, Marguerite Humeau, Zhana Ivanova, Tobias Kaspar, Gabriel Kuri, Liu Chuang, Ima-Abasi Okon, Laura Owens, Trevor Paglen, Sondra Perry, Cameron Rowland, Sung Tieu und Nora Turato und reiste im Anschluss ans Astrup Fearnley Museet in Oslo. Mit grosser Freude präsentierten wir im Herbst die erste institutionelle Einzelausstellung in der Schweiz von Michaela Eichwald. Die neuen Gemälde der deutschen Künstlerin mit ihren unkonventionellen Bildträgermaterialien – wie Lederimitat oder Autositzbezüge – interpretieren Malerei, die klassische Gattung der Kunstgeschichte, auf wunderbare Weise neu. Und nicht zuletzt wurde die Rückwand der Kunsthalle Basel von dem in Genf lebenden Künstler Yoan Mudry gestaltet, dessen scharfzüngigen und humorvollen Zeichnungen und Malereien bis August 2022 dort zu sehen sein werden.
Mudrys Kunstwerk wurde anlässlich der ersten Ausgabe des Theaterplatz-Festes erfolgreich am 11. September 2021 eröffnet. Dieses Fest markierte den Beginn einer neuen Kooperation von elf Institutionen rund um den Theaterplatz. Diese Initiative will die Basler Öffentlichkeit auf die Vielfalt und Dichte der kulturellen Angebote an diesem zentralen Ort mit einem jährlich stattfindenden, gemeinsam organisierten Fest aufmerksam machen. Die Kunsthalle Basel hat hierfür in 2021 ein spezielles Programm entwickelt, welches neben der Eröffnung des Rückwand-Projektes freien Eintritt in die Kunsthalle Basel, eine Siebdruckwerkstatt, Entdeckungstouren durch die Institutionen rund um den Theaterplatz, ein Künstlergespräch und Mal•Mal – Zeichnen am Modell anbot.
Im Jahr 2021 haben wir auch unsere erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Kunstkredit Basel-Stadt fortgesetzt und waren Gastgeber für die von Eva-Maria Knüsel kuratierte Gruppenausstellung Picture a Vacuum! mit Werken von Pável Aguilar, Franziska Baumgartner, Franziska Furter, Chantal Küng, Barbara Maria Meyer, Katrin Niedermeier, Emanuel Rossetti und Manuel Scheiwiller, die alle mit einem Werkbeitrag vom Kunstkredit Basel-Stadt ausgezeichnet worden sind.
Zum Ende des Jahres zeigte die 22. Auflage der Regionale unter dem Titel …von möglichen Welten, gemeinsam kuratiert von Elena Filipovic und Renate Wagner, Arbeiten von Olivia Abächerli, Ruth Baettig, Anna Maria Balint, Mattania Bösiger, Mélusine Brosse, Marie Do Linh, Remy Erismann, Eva Gadient, Cléo Garcia Leroy, Samuel Haitz, Basil Ikum, Işık Kaya & Thomas Georg Blank, Anita Kuratle, Marian Mayland, Karen Amanda Moser, Yvonne Roth, Kaltrinë Rrustemi, Paula Santomé, Fabio Sonego, Pablo Stahl, Tatjana Stürmer, Jodok Wehrli und Anna Wiget. Anhand eines breiten Spektrums an künstlerischen Perspektiven aus der Region wurde vor Augen geführt, wie lebendig und kreativ Künstler*innen die Welt neu denken.
Was wir bewerkstelligt haben, blieb nicht unbemerkt. Die gleichbleibend grosse Anzahl an Ausstellungs-besprechungen und Presseartikel, die veröffentlicht wurden und den richtungsweisenden Ausstellungen der Institution verstärkte Aufmerksamkeit verleihen, liefert einen aussagekräftigen Beweis für die Wirkungskraft der Kunsthalle Basel. Zu jeder Ausstellung gab es zahlreiche Veranstaltungen, die von dem begeisterten Team der Kunstvermittlung entwickelt wurden und die jedes Ausstellungsprojekt belebt und begleitet haben. Ebenfalls haben wir uns dieses Jahr bemüht, wo immer möglich, die Ausstellungen mit extra produzierten Videos zu begleiten, um ein grösseres Publikum zu erreichen, das aus verschiedenen Gründen nicht in die Kunsthalle Basel kommen konnte. Wir sind ausserdem stolz darauf, dass wir in diesem Jahr die Monografien zu Joachim Bandau, Matthew Angelo Harrison und Shahryar Nashat realisieren konnten, welche neue Beiträge und Dokumentationen der Ausstellungen in der Kunsthalle Basel enthalten. Auch die Restaurierung, Katalogisierung und Digitalisierung des Fotoarchivs des Basler Kunstvereins ist in diesem Jahr weiter vorangeschritten und begeht neue Wege für die Forschung, um Wissenschaftler*innen und Institutionen weltweit zu unterstützen. In all diesen Bereichen ist es der Kunsthalle Basel auf ernsthafte sowie spielerische Weise gelungen, dem Publikum, egal wo es sich gerade befindet, Möglichkeiten zu geben, mehr zu lesen, mehr zu sehen und so auch mehr über Kunst zu erfahren.
Darüber hinaus haben wir in diesem Jahr erneut Netzwerke und Ressourcen mobilisieren können, um über die Stiftung für Künstlerinnen und Künstler in Not wichtige Unterstützung leisten zu können. Es wurden in 2021 rund 90 000 CHF an in Basel lebende Künstler*innen vergeben, die mittelbar oder unmittelbar in schwierigen Situationen waren. Seit Beginn der Pandemie konnten so insgesamt über 180 000 CHF an Notleidende vergeben werden.
Es ist unmöglich, auf das Jahr 2021 zurückzublicken, ohne die Mitarbeiter*innen der Kunsthalle Basel zu würdigen, deren unerschütterliches Engagement für die Institution Rückgrat und Herzschlag all dessen ist, was wir tun. Die letzten beiden Jahre waren alles andere als gewöhnlich: Das Team hat sowohl auf ungewöhnliche Art gearbeitet, aber auch für Innovationen gesorgt. Stets unbeirrt im Einsatz für die Zukunft von neuer Kunst und neuen Ideen einzustehen. Das Gleiche gilt auch für die Mitglieder der Kommission des Basler Kunstvereins, die ihre wertvolle Zeit und Unterstützung während des gesamten Jahres anboten und uns zur Seite standen.
Allerdings haben wir dieses Jahr auch den unerwarteten und unfassbaren Verlust unseres lieben Kommissionsmitglieds Maja Naef hinnehmen müssen. Sie wird stets einen besonderen Platz in unserer Erinnerung einnehmen und wir sind voller Dankbarkeit für ihre Tätigkeiten und ihren Einsatz für den Basler Kunstverein. Wir werden sie vermissen.
Unser Dank richtet sich auch an Sie, da sie unsere wichtigsten Botschafter*innen sind, wenn Sie uns besuchen, sich mit uns austauschen und uns unterstützten. Wir hoffen sehr, dass dieser Überblick Sie daran erinnert, dass Ihre Grosszügigkeit und Weitsicht die Gründe sind, warum die Kunsthalle Basel das tun kann, was sie tut, tagtäglich. Und dafür verdienen Sie alle unsere besondere Dankbarkeit.
Elena Filipovic
Direktorin
Kunsthalle Basel
Martin Hatebur
Präsident
Basler Kunstverein