Das Mosaik „Untitled (Kamikaze), 2004“ wurde als umfangreiches neues Aussenskulpturprojekt für Piotr Uklanskis Ausstellung zur Wiedereröffnung der Kunsthalle Basel am 16. Juni 2004 erstellt.
Piotr Uklanski wurde 1968 in Warschau geboren. Er erregte Mitte der 1990er Jahre in der New Yorker Kunstszene Aufmerksamkeit mit der Arbeit „Dance Floor“. Auf der einen Seite dem Vermächtnis der Minimal Art zugetan, wurde „Dance Floor“ zugleich emblematisch für das Anliegen in der Kunst der letzten Jahre, die Grenzen zwischen Hochkultur und Entertainment aufzulösen.
Uklanski absorbiert in seinen Arbeiten unterschiedlichste kulturelle Referenzen aus Populärkultur, Film und bildender Kunst. Der spezielle Umgang des Künstlers mit spektakulären, populären und banalen Ästhetiken ist als Mittel der Resistenz zu verstehen, das Uklanski erlaubt die Reservoirs von Hoch- und Populärkultur anzugehen, ohne Rücksicht auf geltende Hierarchien und Werturteile nehmen zu müssen. In New York, Warschau und Paris arbeitend, hat der Künstler seine Produktion in so verschiedenen Medien wie Skulptur, Fotografie, Collage, Performance und Film aufgefächert. Seine Arbeiten provozierten bei einigen internationalen Ausstellungsanlässen polemische Reaktionen, da der Künstler sich nicht scheut, kontroverse Themen anzugehen, wie etwa in der legendären Fotoserie „The Nazis“ oder in der Performance „The Full Burn“, für die Uklanski einen Stuntman engagierte, der in Brand gesetzt wurde.
Untitled (Mosaic), Dezember 1999, Warschau
Uklanski hat bereits 1999 ein Mosaik im Zentrum von Warschau in Zusammenarbeit mit der Foksal Gallery Foundation realisiert.
Das Mosaik in Warschau bedeckte für den Zeitraum von drei Monaten drei Seiten eines Kaufhauses in der Innenstadt. Dieses abstrakte Mosaik aus zerbrochenen Porzellan und Geschirr spielt ironisch auf die staatlich angeordneten dekorativen Kunstwerke im öffentlichen Raum während der letzten Jahrzehnte an und auf den Brauch Privathäuser mit Ornamenten aus Glas-, Spiegel- und Tonstücken zu verschönern, was sich in dieser Art sehr wahrscheinlich noch im ländlichen Polen finden lässt. Der Inbegriff von Provinzgeschmack, das Erbe von neuem Geld, wurde in das Herz der Landeshauptstadt eingeführt. Das Mosaik selbst ist gezwungen sich seine Aufmerksamkeit zwischen Leuchtreklamen, Werbeslogans, Geschäften, Restaurants und der verkehrsreichen Strasse zu erkämpfen.
Uklanski arbeitete hier nicht mit speziellen Bildern, aber es gelingt ihm eine Oberfläche zu schaffen, die eine Gesamtheit anstrebt, die individuelle Fragmente mit unfertigen Kompositionen kurz schliesst, einfache Muster und Bereiche, die lediglich mit Zement bespritzt sind. Tatsächlich ist es schwierig die Arbeit ein ‚Mosaik’ zu nennen, vielmehr nimmt ist sie in der Form eines solchen gemacht. Es ist grausam und willkürlich, aber dennoch in frecher Weise monumental und pathetisch. Es sampelt verschiedene Rhythmen: die irre Geschwindigkeit des Grossstadtlebens, die bedächtige Konformität verschlafener Vororte, Provinzkomplexe, die einen Ausdruck suchen, und der aggressive Schick der Hauptstadt.
Untitled (Mosaic), 1999 ist ein Meisterwerk greller Hässlichkeit; ein Fallstrick für die Blicke der Passanten, wie verschluckte Münzen in einem Spielautomat. Jeder Blick ist eine Art Schnappschuss, eine Registrierung die das Mosaik weiter in die Stadt hinein trägt. Das Mosaik funktioniert als ein materieller Einschub an der Strasse, wie eine Rückblende in der Wahrnehmung eines schlafenden Passagiers in der Strassenbahn, der sich beim Stop an der Haltestelle fragt: „War das eigentlich schon immer da?“ – als ob sich daran noch irgend jemand erinnern könnte!
In Basel hat der Künstler wie zuvor mit Keramik und Porzellan in verschiedenen Formaten und Farben gearbeitet, die in Zement eingelassen werden. Anders als in Warschau werden die Materialien nicht in abstrakten Mustern angeordnet, sondern formen ein Motiv. Dieses Motiv ist so bestechend einfach wie ein Sonnenaufgang, aber gebrochen durch das spröde Material der Keramik.
Zugleich ist die Materialwahl eine Referenz an den Künstler Julian Schnabel, welcher im Jahr 1989 als einer der wenigen Künstler – neben Piotr Uklanski – eine Einzelausstellung im gesamten Haus hatte.