Das Theater Festival Basel und die Kunsthalle Basel freuen sich eine Kooperation der besonderen Art anzukündigen. Im Rahmen des Theater Festivals Basel, das vom 31.08. bis zum 09.09.2006 in der Kaserne stattfindet, werden im Oberlichtsaal und den beiden angrenzenden Räumen die Fotografien von Einar Schleef zu sehen sein. Die Ausstellung war vom 05.02. bis 02.04.06 in der Akademie der Künste in Berlin zu sehen. Die Kuratorin, Regine Herrmann hat das Ausstellungskonzept gemeinsam mit Einar Schleef entwickelt. „Einar Schleef Kontaktbögen“ wird als Übernahme, lediglich angepasst an die räumliche Situation in der Kunsthalle Basel gezeigt.
Einar Schleef (1944-2001) hat im Herbst 1999 das Konzept für eine Fotografie-Ausstellung in der Akademie der Künste vorgelegt. Neu gegenüber früheren eigenen Ausstellungskonzepten ist die Konzentration auf seine fotografischen Arbeiten bei gleichzeitigem Verzicht auf Malerei, Texte und Bühnenwerke. Nach seinem plötzlichen Tod 2001 erzwingt dieses Konzept einmal mehr den Blick auf das Biografische und auf deutsch-deutsche Geschichte. Ursprünglich gedacht als Bestandsaufnahme in der Lebensmitte wird nun ein fotografisches (Lebens-)Werk parallel zu den im Suhrkamp-Verlag erschienen Tagebüchern und dem monumentalen Roman „Gertrud“ vorgelegt. Die Fotografien – das Archiv zählt weit über 7000 Abzüge und über 600 Kontaktbögen – , zumeist schwarz-weiss, den technischen Möglichkeiten folgend später auch in Farbe, geben Zeugnis von dem was Einar Schleef im Alltag suchte, untersuchte, beobachtete, selektierte und experimentell neu zusammensetzte. Die Kontaktbögen „lesen“ sich wie ein Ergänzungsband zu den Tagebüchern. Es ist kein Zufall, dass Einar Schleef die Fotografie-Ausstellung parallel zu seiner Arbeit an deren Herausgabe skizzierte. Schleefs Fotografien haben nicht selten den Charakter von Standfotos aus Dokumentarfilmen, sie sind ungeschminkt, rau und niemals arrangiert – fast beiläufig.
Einar Schleef war immer selbst Gestalter der Räume seiner Ausstellungen, er hat jedoch eine Skizze hinterlassen mit thematischen Orientierungen. Das von ihm vorgeschlagene Konzept zur thematischen Orientierung verweist mit „Kontaktbögen“, „Tagebuch-Kontakt“ oder „Foto-Biografie in Bildern“ deutlich auf den biografischen Aspekt. Beginnend mit den Fotografien zu „Die Nachbarn 1965“ breitet er ein Spektrum ihm bedeutender Themen und Lebensstationen aus wie Sangerhausen, Berlin, Frankfurt am Main, New York und Madrid, Dänemark und Tod (der Mutter). So unzählig die Fotografien, so unzählig sind die Blick- und Gesichtspunkte wie auch die interpretatorischen Möglichkeiten. Die Ausstellung vermittelt über Biografisches hinaus, Aspekte des alltäglichen Lebens und der alltäglichen Kultur und erzählt „nebenher“ deutsch-deutsche Geschichte. Dass Einar Schleef die Ausstellung nicht mehr umsetzen konnte, ist ein grosser Verlust. Glück ist die Hinterlassenschaft seines Konzepts, dem die Kuratierung der Ausstellung konsequent folgt.
Text von Regine Herrmann entnommen aus dem Pressetext zur Ausstellung „Einar Schleef
Kontaktbögen“ in der Akademie der Künste Berlin.