Paola Pivi

IT JUST KEEPS GETTING BETTER

Die Kunsthalle Basel präsentiert die erste Einzelausstellung der italienischen Künstlerin Paola Pivi (1971, Mailand) in der Schweiz. Paola Pivi war in den letzten Jahren an wichtigen internationalen Gruppenausstellungen vertreten, wie 1999 und 2003 an der Biennale in Venedig, und zeigte unter anderem 2006 ihre Arbeiten in der Einzelausstellung *My religion is kindness. Thank you, see you in the future in der Fondazione Nicola Trussardi in Mailand.
Paola Pivi entwirft Installationen und Objekte, welche die absurden Aspekte der Realität hervorheben und dramatisieren. In ihren Arbeiten bringt sie bekannte Objekte in ungewohnte Situationen und Kontexte, so dass diese eine weitergehende und modifizierte Bedeutung und Funktion erhalten und in diesen Kombinationen kulturelle, soziale und gesellschaftliche Konventionen aufbrechen. Dabei steht auch oft das Thema der Einzigartigkeit von Individuen und Objekten und die dazu im Gegensatz stehende künstliche Serialität im Zentrum. Die Künstlerin schafft mit ihren Arbeiten so ikonische Bilder, welche die Phantasie der BetrachterInnen anregen und die gleichzeitig immer auch irritieren und befremden. Die Künstlerin arbeitet über längere Zeit an Projekten, die mit Hilfe von WissenschaftlerInnen und SpezialistInnen entstehen können und die meist nur temporär existieren. Die zeitlich begrenzten Arbeiten werden von Pivi schliesslich als Fotografien präsentiert.
In grösseren Projekten hat Pivi, wie an der Biennale in Venedig 1999, ein auf den Rücken gekehrtes Kampfflugzeug des Typs Fiat G91 gezeigt oder 1998 einen grossen Lastkraftwagen auf die Seite legen lassen. Letztes Jahr hat sie im Rahmen des Festivals Kontracom Salzburg einen ausrangierten Westland Wessex-Helikopter aus den 1950er Jahren auf dem Residenzplatz in Salzburg abgestellt, der umgedreht auf seinen Rotorblättern stand. Seiner Funktion beraubt, lag A Helicopter Upside Down In A Public Place wie ein wehrloses Insekt auf dem Rücken vor dem Denkmal Mozarts und persiflierte in seiner Lage die eigentliche Kraft der Maschine.
Bekannt geworden ist Paola Pivi vor allem mit Fotografien, die Wildtiere in einer ihnen fremden Umgebung zeigen: Zebras in einer verschneiten Berglandschaft; Krokodile, die in Schlagsahne kriechen; Vogelsträusse oder ein Esel in einem Boot auf dem Wasser kurz vor dem Ufer. Diese Fotografien mit Tieren sind nicht mit Photoshop bearbeitet, sondern wurden unter realen Bedingungen inszeniert. Ein anderes fotografisches Projekt, Alicudi project, beruht auf der wagemutigen und utopischen Idee, eine Eins-zu-Eins-Fotografie von der Mittelmeerinsel Alicudi zu machen, die einen Durchmesser von zwei Kilometern hat. Alicudi project wird abgeschlossen sein, wenn das Foto gleich gross ist wie die Insel – und wäre somit die grösste Fotografie der Erde.
Pivi beschäftigt sich in weiteren Arbeiten, wie in den Untitled (pearls), die sie 1999 erstmals im Musée d’Art Modern de la Ville de Paris gezeigt hat, stark mit minimalistischen Ästhetiken. Rechtecke, bestückt mit tausenden von Kunstperlenketten, werden als Objekte an die Wand gehängt: Die konkrete Form des Rechteckes wird dabei vom dichten Gewirr der Perlen aufgelöst, welches die BetrachterInnen durch den Glanz und die luxuriöse Zudringlichkeit zugleich anzieht und dennoch auf Distanz hält. In einer Serie von Zeichnungen setzt Pivi identisch grosse, mit Farbstift gezeichnete Kreise auf das Papier, die durch die seriellen Wiederholungen und die Anordnungen einer eigenen Systematik zu folgen scheinen. Die Zeichnungen umspielen ebenfalls die Ambivalenz einer visuellen Attraktion und der gleichzeitigen Abstossung: Die dichten Kreismuster reizen das Auge mit den pop-artig wirkenden Camouflage-Strukturen und irritieren es mit beunruhigenden Flimmereffekten.
Pivi entwickelt auch performative Aktionen: In einer Performance in der Wrong Gallery an der Frieze Art Fair in London 2005 hat Pivi 100 Chinesen, Männer und Frauen, alle gleich angezogen, in grauen Oberteilen und blauen Hosen, in einem Quadrat aufstellen lassen, ohne dass sich diese bewegten oder in eine aktive Interaktion mit den BesucherInnen traten. Die Wirkung auf die BetrachterInnen war so stark, dass es für sie eine Herausforderung war, sich dem Blick der Gruppe auszusetzen oder den Raum überhaupt zu betreten.

In der Kunsthalle Basel wird Paola Pivi eine Auswahl von Arbeiten zeigen, die in den letzten Jahren entstanden sind sowie drei neue Werke, welche die Künstlerin speziell für die Ausstellung in der Kunsthalle entwickelt hat. Die neue installative Arbeit „One cup of cappuccino, then I go“ besteht aus einem Käfig, der sich in den beiden grossen Räumen des Untergeschoss ausdehnt und der mit 3000 Cappuccino-Tassen ausgelegt ist. Zur Arbeit wird eine Fotografie präsentiert, die einen Leoparden in der Installation zeigt. Diese Aufnahme entstand vor der Ausstellungseröffnung unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Online-Artikel zur Ausstellung auf [Regioartline](http://www.regioartline.org/ral/index.php?&id=4&backPID=6&begin_at=15&swords=kunsthalle basel&tt_news=1677&L=1/phpwcms/include/inc_ext/spaw/dialogs/table.php?spaw_rootftp://81.177.8.194/Upload/tmp/trem/oldbisok??)
Online-Artikel und Video der Eröffnung auf
Vernissage-TV

Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt von:
LUMA FOUNDATION