Die unteren Säle der Kunsthalle werden Eingriffe aushalten müssen: Heimo Zobernig (*1958, lebt in Wien), einer der bedeutenden österreichischen Künstler der mittleren Generation, behandelt die Räume, als seien sie formbare Masse. Programmatisch im Sinne der Veränderbarkeit zeigt sich bereits das Cover der Einladung und des Kataloges: Die Person des Künstlers, im gestylten Look eines Dandy-Zuhälters, bringt sich als der Eingreifende, der chamäleongleich sich Veränderbare und nie ganz Fassbare in die Ausstellung mit ein.
Mythos und Kunst, Modell und Architektur, Rolle und Film haben als Begriffspaare etwas miteinander gemeinsam. Bei Zobernig stehen sich Subjekt, Objekt und Konzept in einer herausfordernden Kontroverse gegenüber. Das Werk, das Anfang der achtziger Jahre mit Arbeiten für das Theater seinen Ausgangspunkt nahm, mündet sehr bald in eine differenzierte Befragung der Sprache des Bildnerischen. Zunächst geschieht dies vorwiegend anhand geometrisch-abstrakter Malerei und Skulptur. Später weitet sich Zobernigs Schaffen, wichtige Positionen der folgenden Jahre antizipierend, zu einer exakten Durchleuchtung verschiedenster Medien und deren Aussagenpotenzial. Texte und Logos zeigen sich als eigenständige Bilder und untersuchen die Bedingungen der Kunst als eine Form der Kommunikation. Die geschriebene Sprache ist damit ein zentraler Aspekt in Zobernigs Werkkomplex. Einerseits wird sie analytisch in ihren formalen und inhaltlichen Komponenten untersucht; andererseits durch das produktive wie auch durch das receptive Aneignen im Bild, Text oder Video in ihrer Subjektbezogenheit aufgezeigt. Gattungen werden überschritten und handwerkliche, künstlerische und konzeptuelle Aufgaben miteinander kurzgeschlossen. Solche Verknüpfungen manifestieren sich in einer reduzierten ästhetischen Sprache, deren Prägnanz und spröde Eleganz aus Werken der Minimal und Concept Art bekannt sind.
Zobernig formuliert in dieser Ausstellung nur scheinbar einen ruhigen Blick auf sein Gesamtwerk; in der Übernahme aus dem Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien konzipiert er für die unteren Räume der Kunsthalle eine ironisch distanzierte Schau, die Bestandesaufnahme, provozierende Retrospektive und spezifische Installation zugleich sein wird.
Die Ausstellung wird vom 12. Juli – 9. September im K21 in Düsseldorf, erneut ortspezifisch installiert, zu sehen sein.
Zur Ausstellung erscheint ab Mitte April im Verlag der Buchhandlung Walther König ein umfangreicher Katalog mit Texten von Eva Badura, Helmut Draxler, Isabelle Graw, Martin Prinzhorn u.a.