Armando Andrade Tudela

Gamblers Die Broke

Gamblers Die Broke nennt der 1975 in Peru geborene Armando Andrade Tudela seine erste Einzelausstellung in der Schweiz. Der Titel bezieht sich auf einen Ausspruch aus The Asphalt Jungle (1950), einem Film Noir von John Huston. Der Künstler hat ihn aus seinem ursprünglichen Kontext heraus gelöst, um ihn in einem anderen Licht zu zeigen – eine Methode, die für die Arbeit von Andrade Tudela essentiell ist.

In seiner Arbeit präsentiert Andrade Tudela verschiedene kulturelle Aspekte (Geschichte, Architektur, Paraphernalien) in neuen Zusammenhängen. Seine Intention ist die „Dezentralisierung der Bedingungen, durch welche Zeichen und Symbole festgelegt und statisch werden sowie die Bestärkung der Idee, dass man durch die Umgestaltung oder Unterbrechung von Werten, Bedeutungen und Prozessen Lösungen erreichen kann, die zum klareren Verständnis unserer unmittelbaren Umgebung und des historischen Hintergrunds beitragen.“ [1] Dieses Interesse entsteht auch aus dem häufigen Unterwegssein des Künstlers. Seit dem Jahr 2000 lebte und arbeitete Andrade Tudela in London, Maastricht, St. Etienne und nun in Berlin, wo er ein Aufenthaltsstipendium des DAAD erhielt. Wie der brasilianische Künstler Hélio Oiticica (1937-1980), Initiator der „Tropicália”-Bewegung der 1970er Jahre, glaubt Andrade Tudela an einen Anpassungsprozess kultureller Ideen von einer Kultur in die andere, auf eine Weise, die nicht bloss willkürliche Kopie ist, sondern subversive Schöpfung.

Für die Ausstellung in der Kunsthalle Basel wurden Arbeiten aus den Jahren 2007 und 2008 ausgewählt: Filme, Fotogramme, Skulpturen und Zeichnungen. In diesen Arbeiten stehen die Mobilität und die Veränderlichkeit der Erscheinung von Dingen und ihrer Bedeutung im Zentrum. In Untitled #1 (Sun) lässt die Sonne sich nicht einfangen – im Moment, in dem Andrade Tudela sie filmt, bricht sich ihr Licht in Bündel farbiger Strahlen. Untitled #2 (Espace Niemeyer and Infra Red Lamp) zeigt Oscar Niemeyers ikonisches Gebäude für die kommunistische Partei in Paris losgelöst von seinen Fundamenten und gewohnten Repräsentationen. Rechteckige Paneele drehen sich um ihre eigenen Achsen, während das Licht einer Infrarot-Lampe sie in unregelmässigen Abständen anstrahlt. Realität und Abstraktion wechseln sich rhythmisch ab.

Die Fotogramme hinter grossen, gefärbten Glasplatten, Untitled #1-4 (Photography & Glass), zeigen an die Op-Art erinnernde Punkte, die mit unserer Wahrnehmung spielen. Zusätzlich nehmen die Glasplatten bei jedem Hinschauen eine andere Form an, da sie nicht nur den umgebenden Raum, sondern auch die Betrachter selbst spiegeln.Andrade Tudelas Arbeit ermutigt eine neue Art der Wahrnehmung von Realität; eine, die nicht einfach akzeptiert, was gezeigt wird. Er setzt einerseits Brüche, Überlagerungen, Farben, Wiederholung und Rhythmus ein, um die Betrachter zu einer halluzinatorischen Sehweise zu verführen, während er uns auf der anderen Seite dazu veranlasst, sich des subjektiven Prozesses des Sehens bewusster zu werden.

[1] Wie vom Künstler angegeben unter: http://www.janvaneyck.nl/4_4_cv/cv_f_and.html

Online-Artikel und Video der Vernissage auf
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Online-Artikel zur Ausstellung auf [Regioartline](http://www.regioartline.org/ral/index.php?&id=4&backPID=6&swords=kunsthalle basel&tt_news=2199)

Diese Ausstellung ist eine veränderte und erweiterte Version der Einzelausstellung von Armando Andrade Tudela, die im Frühjahr im Frankfurter Kunstverein stattfand und von Chus Martínez, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, kuratiert wurde. Wir möchten uns für die Zusammenarbeit bedanken.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Basel wurde grosszügig unterstützt von:
Peter Handschin

Armando Andrade Tudela (1975, Lima, Peru). Lebt und arbeitet derzeit im Rahmen des DAAD-Austauschstipendiums in Berlin.
Einzelausstellungen:
2009: IKON, Birmingham (Januar) / 2008: Galerie Krobath Wimmer (mit Florian Pumhösl), Wien; Frankfurter Kunstverein, Frankfurt / 2007: *Les Signaux de l’Âme
, Annet Gelink Gallery, Amsterdam / 2006: Inka Snow, Counter Gallery, London / 2004: Camión, Counter Gallery, London / 2003: The Bakery, Annet Gelink Gallery, Amsterdam.
Gruppenausstellungen (Auswahl):
2008: Neutre Intense, La Maison Populaire, Paris / 2007: Brave New Worlds, Walker Art Centre, Minneapolis; Lyon Biennial, Lyon; Curación Geométrica, The Reliance, London / 2006: Shanghai Biennial; Sao Paulo Biennial; T1 – Torino Trienniale / 2005: Tropical Abstraction, Stedelijk Museum Bureau, Amsterdam; Farsites, inSITE 05, Tijunana / San Diego Museum of Art.