Bachelor und Master Ausstellung Institut Kunst HGK FHNW – eine Ausstellung an zwei Orten
Jede Berührung hinterlässt eine Spur
Vernissage Donnerstag 1. September 2016
Kaskadenkondensator ab 18 Uhr
Kunsthalle Basel ab 20 Uhr
„Jede Berührung hinterlässt eine Spur“. Die Wendung macht ein immenses Vertrauen in die Erfahrung deutlich. Alles, was man weiss, weiss man aus der Erfahrung. Der Geist bedarf der Sinne und die Sinne haben wir nicht bloss deshalb, damit wir uns besser an die Umwelt anpassen können, sondern um eine Kraft zu entwickeln, die es uns gestattet, Teil der unbelebten Welt zu sein und gleichzeitig zu verstehen, dass es zwischen uns und dem ganzen Rest der Welt keinen „Bruch“ gibt. Keinen Riss zwischen einem inneren Selbst und meinem oder unserem jeweiligen Aussen. Ein solcher Gedanke scheint harmlos, aber wir haben ihn über den Grossteil der letzten fünfhundert Jahre hindurch bekämpft. Religion und die jeweiligen Formen des Kapitalismus haben systematisch eine anders geartete Architektur entworfen, eine Architektur, in der das Selbst unabhängig von allen Spuren, von aller Erfahrung existieren kann; ein Selbst also, das sogar allein oder mit nur wenigen anderen auskommen kann und „ausserhalb“ des Flusses der Ereignisse und der Erfahrungen, die andere vielleicht fühlen, steht. Wir haben Mauern errichtet, uns eine harte Haut zugelegt oder Filter eingebaut – wie man das ausdrückt hängt ganz davon ab, welche der Metaphern Ihnen am besten gefällt – um die Fiktion aufrechtzuerhalten, dass Erfahrung zwar eine gute Sache ist, zugleich aber auch ein Feind unserer Autonomie. Und diese Autonomie ist der Schlüssel für unsere Identität und unsere Identität ist wiederum der Schlüssel für unsere Kultur. Nichtsdestotrotz bleibt es seltsam, wenn Menschen immer noch die Frage stellen, warum es denn Kunst überhaupt gibt oder wozu sie gut sein soll. Vielleicht hatte Hegel recht. Die Kunst ist für das Offensichtliche da: sie soll die harte und wesentliche Ausbildung unserer Sinne fortsetzen. Vielleicht hatte er auch recht als er feststellte, die Kunst sei ein Platzhalter, denn schliesslich ist es nicht ausgeschlossen von einem besseren Werkzeug zu träumen, das uns unausgesetzt der Abstraktion (dem Denken) und der Materialität überantwortet, und zwar auf eine Weise, die es uns begreiflich macht zu verstehen, dass unsere Hauptaufgabe keine moralische ist, sondern darin besteht, uns so weit als irgend möglich für die Komplexität zu öffnen. Ich glaube nicht, dass Hegel über die Frage nach der Berechtigung von Kunst überrascht gewesen wäre, er wäre allerdings überrascht – ja vielleicht sogar erzürnt – gewesen, wenn diese Frage an sich nicht Ausdruck eines höheren Anspruchs gewesen sein sollte; eines Anspruchs, im Reich der unbekannten Komplexität noch härter zu arbeiten.
Kuratiert von Chus Martínez und Lysann König
Die Ausstellung findet in der Kunsthalle Basel und dem Kaskadenkondensator statt.