Regionale 3

Die persönliche Sicht auf die Region in 21 Positionen

Teilnehmende KünstlerInnen:
Anna Amadio, Samuel Buri, Miriam Cahn, Krassimira Drenska, Matthias Frey, Serge Hasenböhler, Ben Hübsch und Daniel Göttin, Thomas Hauri, Matthieu Husser, Indra, Marie-Louise Leus, Senam Okudzeto, Rainer Oldendorf, Kathrin Schulthess, Markus Schwander, Séction Film/ Mulhouse, Jürg Stäuble, Mathis Vass, Friedrich Martin Wehmer, Andrea Wolfensberger, Christa Ziegler

In der Kunsthalle zeigt Peter Pakesch als scheidender Direktor eine persönliche Sicht auf die Kunst der Region. Mit der letzten Regionale seiner Ägide, die er ausnahmsweise alleine juriert hat, bietet er dem Publikum eine weitere Einsicht in die eigene Wahrnehmung der Region Basel als Kunstschauplatz. Die Ausstellung zeigt sehr schön den besonderen Umfang und die grosse Qualität des zeitgenössischen Schaffens quer durch die Generationen. Um diesen Umstand noch stärker hervorzustreichen, wurden bei der Auswahl bewusst einige Positionen hintangestellt, die in der Kunsthalle in den letzten Jahren stärker präsent waren. Das heisst auch, dass wir viel grosszügiger vorgehen wollten und durchaus, um in einigen Installationen, weit über die üblichen Präsentationsweisen der Jahresausstellung hinauszugehen und kleine, präzise Einzelpräsentationen vorzunehmen.

Das zeigt sich ganz besonders bei den Räumen von Jürg Stäuble und Mathis Vass, die für die Ausstellung konzipiert wurden. Stäuble hat sein gesamtes Atelier und Lager ausgeräumt, in die Kunsthalle gebracht um es vor Ort nochmals zu sichten. Das geschieht in prozessualer Form in Saal 7 und wird, für das Publikum sichtbar, permanenter Veränderung unterworfen sein. Am anderen Ende des Gebäudes, in Saal 12, hat Mathis Vass eine Installation vorgenommen, die seine Leinwandbilder mit Wandmalerei kombiniert. Der Raum bildet ein kleines und für sich geschlossenes Universum.

Eine ähnlich umfassende Situation schafft auch Miriam Cahn mit ihrem Bilderzyklus RITUAL (2002) in Saal 7. Dabei entsteht ein sehr spezifisches Energiefeld, das durch die strahlende Farbigkeit der Malerei im Widerspiel zu den intensiven Abbildern getragen wird. Diese in sich ruhenden, vergeistigten Porträts überlagern so in exemplarischer Art und Weise Aussen-und Innenwahrnehmung von Körperlichkeit.

Eine Konfrontation von Körperlichkeiten bieten uns die Werke von Serge Hasenböhler aus Basel und Matthieu Husser in Saal 3. Die rauhe, architektonisch betonte Bodenskulptur des jungen Elsässers Husser kontrastiert ganz stark mit den Recherchen des bekannten Basel Fotokünstlers. Für die Regionale wurde bewusst ein Zyklus ausgesucht, der einen starken Studiencharakter hat und Einblicke in die Werkgenese zulässt. Serge Hasenböhler ist des weiteren an der Fassade der Kunsthalle mit einer prominenten Präsentation der TechnikerInnen
präsent.

Umrahmt wird dieser Saal, auf der einen Seite in Saal 2, durch einen souveränen Auftritt Samuel Burris mit Zeichnungen und Bildern, die diesen grossen Koloristen einmal anders zeigen. Durch einen Verzicht auf die Farbigkeit und eine Beschränkung auf Zeichnung, Tuschmalerei und zwei Grisaillen, bekommen wir eindrücklich gezeigt, wie sehr unsere Vorstellung bereit ist, Farbigkeit zu imaginieren.

Auf der anderen Seite, in Saal 4 finden wie die Fotografien des Medienkünstlers Rainer Oldendorf, der, aus Lörrach gebürtig, an der Kunstschule in Muhlhouse unterrichtet. Seine sensible und zurückhaltende Recherche der persönlichen Umgebung in einem Dialog mit Bildwirklichkeit und der eigenen Bildermacht trifft hier auf ein starkes und dicht gewebtes Konstrukt der grossformatigen Zeichnung Anna Amadios. Die Basler Künstlerin hat hier in den letzten Jahren zum Thema der Struktur von Linien und deren Wahrnehmung Exemplarisches formuliert und einen weiteren Werkblock in Ergänzung und Erweiterung ihrer räumlichen Konzepte entwickelt.

Auch die anderen Säle, sind Orte der Gegenüberstellung von Werken und Haltungen. Krassimira Drenska mit den feinen, fast versponnenen Zeichnungen von Maschinen und Versuchsanordnungen führen uns in eine quasi surreale Welt. Hier war es von besonderen Reiz diesen Gebilden die Raumkonstruktion von Ben Hübsch und Daniel Göttin entgegenzustellen. Die beiden Künstler sind auf ganz unterschiedliche Art und Weise dem Gedanken der konstruktiven Kunst verpflichtet. Sie haben sich zusammengetan, um in einer gemeinsamen Wandarbeit, gleichsam über das Eck, diese Differenz zu thematisieren. So ist in Saal 5 die Gegenüberstellung eine mehrfache.

Ebenso treffen wir in Saal 1 gleich auf drei Künstlerinnen. Mit Senam Okudzeto ist erstmal eine Stipendiatin aus dem Laurenz Haus an der Regionale beteiligt. In Afrika, den Vereinigten Staaten und in Grossbritannien leigen ihre familiären und biografischen Wurzeln. Ihre Arbeit hat etwas kosmopolitisches. Die Gesten der Hände des Werks Disarment, an der Stirnwand dieses Eingangssaales, thematisieren einerseits die Fragmentierung unserer heutigen Körper und Identitäten und verbinden andererseits die beiden anderen, sehr konträren Positionen im selben Raum. Marie-Louise Leus spannt ein grosses und komplexes Diagramm über die Wand, dass durchaus etwas von einem Mandala hat. Christa Ziegler hingegen treibt im Journal Dakar ihre Bildforschungen voran. Sie schafft eine eindringliche Synthese verschiedener fotografischer Ansätze, die den Ort und die Geschichte des Bildes reflektieren.
Nebenan, im kleinen Kabinett ist eine Videoinstallation von Andrea Wolfensberger zu sehen. Ein Kind, das Geige spielt, ist darauf zu sehen und zu hören. Das Geschehen ist extrem verlangsamt, der Ton dementsprechend tief und verstellt.

Im Stiegenaufgang und im Foyer begebnen wir Skulturen und Kleininstallationen von Markus Schwander. Dabei geht es mit einfachen, verblüffenden und damit sehr überzeugenden Mitteln umgesetzt um Kontext- und Bedeutungsverschiebungen mit durchaus ironischen Aspekten.

Im grossen Oberlichtsaal hingegen hat die Gegenüberstellung einer neuen Skulptur von Matthias Frey mit den grossformatigen Leinwänden von Martin Wehmer durchaus etwas grossartiges an sich. Der Raum wird von der ernormen Dynamik der einzelnen Werke eingenommen.

Im folgenden Saal 11 wird der Reigen der Konfrontationen abgeschlossen. Thomas Hauris Aquarelle zeigen uns eine bestimmte städtebauliche Konstellation in einer ganz anderen Optik als die mit einer Lochkamera gefertigte Fotografie von Kathrin Schulthess. Wir erfahren darin sehr viel über das Vorgehen unserer Wahrnehmung; so sind die konstruierten, architektonisch gedachten Aquarelle unseren Vorstellungen viel näher als die Authentizität des Fotos, die uns geradezu impressionistisch erscheint. Diese Städte wollen auch bewohnt werden und dafür sorgen die Akteure in den Zeichnungen von Indra einer jungen Künstlerin aus Grenzach und Karlsruhe, die mit ihrer Lebendigkeit ein Lebensgefühl wiedergibt, das der Monotonie mancher Architektur trotzt.