Das Werk des Künstlers Hinrich Sachs (geb. 1962, lebt in Basel und Hamburg) manifestiert sich in Begegnungen zwischen Menschen, in der Konfrontation verschiedener Themen und Auffassungen und im Aufzeigen anderer Denkweisen. Für die Ausstellung in der Kunsthalle Basel lädt er die 86-jährige Fotografin Leonore Mau aus Hamburg ein. Sie zeigt hier eine breite Auswahl von Schwarzweiss- und Farbfotografien. Ihre Arbeiten entstanden auf Reisen, besonders in Afrika und Südamerika, und markieren seit den 70er Jahren eine im literarischen, journalistischen und ethnografischen Umfeld anerkannte und vielfach publizierte Position der Fotografie. Die Einladung von Hinrich Sachs mündet in eine erste grosse Präsentation ihrer Fotografien im Kunstkontext.
Verschiedene Gründe haben Hinrich Sachs bewogen, in einer intensiven Auseinandersetzung mit Leonore Mau und ihrem Werk ein Ausstellungskonzept zu entwickeln. Die Fotografien weisen eine hohe erzählerische Kraft und eine überraschende Aktualität auf. Aus heutiger Sicht erinnern die Reportagen in einigen Aspekten an die Kunstfotografie der letzten Jahre. Ziel von Hinrich Sachs ist es, die Fotografien in ihrer bildnerischen Qualität zu zeigen und sie einem jungen, internationalen Publikum neu und umfassend vorzustellen. Im internationalen Kunstkontext wird die Mischung von formaler Präzision und radikaler Motiv- und Themenwahl als originäre künstlerische Leistung erkennbar.
Ein weiterer Fokus gilt dem zeitlichen Umfeld der Entstehung des Werkes. Das soziale und kulturelle Klima im deutschen Sprachraum, in dem Leonore Maus Fotografien zuerst erschienen sind, wird in ihren zahlreichen Veröffentlichungen der 60er bis 80er Jahre sichtbar. Nicht nur die Abbildungen, sondern auch ihre Platzierung, ihr Layout und die Medien selbst sprechen von all den visuellen und kulturellen Rahmungen, die ständig präsent, aber in der jeweiligen Aktualität in der Regel übersehen und überlesen werden. Im Ausstellungskonzept wird diese Leseart der Fotografien deutlich gemacht, indem den Besuchern ein Reprint mit einer Auswahl jener Zeitschriftenbeiträge zum Blättern und Lesen zur Verfügung steht. Mit einem aufgezeichneten und redigierten Gespräch zwischen Mau und Sachs werden schliesslich biografische, professionelle und zeitgeschichtliche Aspekte thematisiert.
Das Projekt rückt einerseits die direkten, sinnlichen Aufnahmen von Leonore Mau in die Gegenwart, ihren ganz und gar am Menschen interessierten Blick, und zeigt, wie prägend und aktuell ihr fotografisches Erzählen ist. Andererseits werden die Konstruiertheit unserer kulturellen Codes, die Unterscheidung zwischen Kunst- und Dokumentarfotografie und die Idee der Kunstausstellung als solche thematisiert.
Zur Ausstellung erscheinen zwei Kataloge: ein Katalog zur Fotografie von Leonore Mau mit einem Text von Ronald Kay und ein Katalog zum Werk von Hinrich Sachs, Schwabe Verlag.