Einführung Maja Naef, Kunsthistorikerin, Basel
Hollis Frampton gehört mit Michael Snow, Stan Brakhage oder Peter Kubelka zu den wichtigsten Vertretern des strukturellen Films. Nicht nur seine Filme, auch die frühen fotografischen Arbeiten befragen das Verhältnis von Bild und Sprache: Frampton macht in Nostalgia eine Reihe von Beziehungen zwischen Sprache und Bild, Fläche und Tiefe, Stillstellung und Bewegung zu Grundlagen des Films. Nostalgia, autobiografisch situiert, nimmt (ironisch) Bezug auf die frühen 1960er-Jahre, als Frampton mit Fotografie arbeitete und noch nicht als Filmemacher bekannt war. Die Anordnung ist simpel: Zwölf Fotografien werden der Kamera als Dokumente präsentiert. Jedes Bild wird von einem von Michael Snow gesprochenen Voice-over begleitet, das die näheren Umstände der Fotografien beschreibt und Erinnerungen assoziiert. Der Kommentar jedoch ist nicht mit der Fotografie, die wir sehen, synchronisiert, sondern gehört zum Bild, das erst folgen wird; der Betrachter ist in Zeitsprünge und Zeitschichten von Vorhersage und Erinnerung eingebunden.
Poetic Justice nimmt das Konzept „Filmskript“ in den Fokus: Der Film muss gelesen werden. Auf der Leinwand erscheint ein Tisch mit einem Stapel Papier, links ein kleiner Kaktus, rechts eine Tasse Kaffee. Wir lesen eine Seite Text in der vom Film vorgegebenen Zeit. Aus dieser filmischen Verschränkung von Zeit, Lektüre, Schnitt und Projektion entsteht ein imaginär aufgeladenes Szenario, das sich zwischen „I“, „you“ und „your lover“ entfaltet.
Nostalgia, 1971, 16mm, s/w, Ton, 36’
Poetic Justice, 1972, 16mm, s/w, Ton, 31’30
Courtesy Light Cone, Paris