Fünfzehn Jahre nach der Ausstellung Die Verdoppelung der Möglichkeit (Kunsthalle Basel, 1988) kommt der Basler Künstler Anselm Stalder (*1956) erneut mit einer Ausstellung in die Kunsthalle, die das Bestimmen und Ergründen von Möglichkeiten thematisiert.
Mit der Ausstellung TÜRE OFFEN LASSEN geht der Künstler noch einen Schritt weiter und fragt in seinem Schaffen nach der Notwendigkeit der Wahl einer einzelnen Möglichkeit. Nicht Definition steht im Zentrum des Ausstellungskonzeptes, sondern die offene Disposition. Demgemäss wird die Ausstellung bestimmt von einer sachlichen Anordnung, die – vergleichbar mit der eines Buches – an den Anfang einen Index setzt. Auch das Konzept ist ein Verzeichnis, das sich präzise am Grundriss der Säle 1-7 + Annexraum orientiert. Der Künstler vergleicht in seinem konzisen Plan zur Ausstellung den Ort der Kunsthalle mit den Projekten und Ideen aus dem Atelier. Aber statt des viel zitierten roten Fadens einer stereotypen Retrospektive wird er seinem breiten, medienübergreifenden Schaffen in jedem der sieben bespielten Räume einzeln und immer wieder aufs Neue gerecht. So entstehen einzelne Werke für die Ausstellung zeitlich nach deren Benennung im Plan: Titel existieren für einmal vor deren ausgeführter Form und sind umso mehr von kennzeichnender Bedeutung. As if – als ob, heissen diese Werke, die im Jahr 2002 entstanden, konsequent von 001-009 durchnummeriert sind, regelmässig in der Ausstellung auftauchen und so tun, als seinen sie etwas genau Bestimmtes und Bestimmbares. Jedes dieser Werke bezeichnet Möglichkeiten logischer Vorstellungen ohne jedoch in Ausschliesslichkeiten zu verfallen. Das allererste Werk dieser Reihe entstand bei einem Aufenthalt in London im Jahr 2001. As if 000 untersucht die beiden Worte der fremden Sprache malerisch: In der Spiegelung des Begriffes entsteht dabei ein Herz, das das Zentrum der Leinwand bildet. Diese formt nun ihrerseits den Anfang der Ausstellung und ist gleichzeitig auch im Wortsinn ein Herzstück der Ausstellung.
Sowohl die Malereien, die Objekte, wie auch die Installationen sind bei Anselm Stalder von einer Präzision, deren Grundlage strenge Ordnung zu sein scheint. In dieser sorgfältigen Systematik, die von der Konzeption über die aufwändige Fertigung, bis hin zur klaren Gliederung der Arbeiten in einer systematischen Folge reicht, liegt ein wesentlicher Teil der Bedeutung seines Schaffens. Durch das Darlegen und Offenlegen werden in jedem System Leerstellen aufgedeckt und als bestimmender Teil ausgemacht. Das offene System ist jenes, das gesehen, empfunden und auch wieder verlassen werden kann; dementsprechend liest sich auch der Titel der Ausstellung als eine Aufforderung an die Betrachtenden: TÜRE OFFEN LASSEN – auch bei uns.
Durch das Verfahren der Umgestaltung, der Vervielfältigung und Weiterentwicklung des Vorgefundenen werden die Betrachtenden mit inneren Bildern konfrontiert. Das Sichtbare wird durch die Aufdeckung ironisiert und nicht nur erinner-, sondern von Neuem erfahrbar gemacht.
Das architektonische Umfeld, das in der Enfilade der Säle zum Wandern durch offene Türen einlädt, sowie die darin eingebettete Institution und die verschlungenen Wege eigener Wahrnehmungen sollen offen gelassen werden.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Dr. Marie-Louise Lienhard und Dr. Dieter Koepplin. Der Katalog mit einer Einführung von Peter Pakesch erscheint bei Schwabe Verlag, Deutsch/Englisch, mit Werk- und Installationsaufnahmen aus der Ausstellung.
Die Ausstellung wurde grosszügig unterstützt von:
Dreyfus Söhne & Cie AG Banquiers
Fondation Nestlé Pour L’Art