Schweizer Premiere
einführende und kurze Kommentare zu den Filmen von Markus Klammer, Stéphane Montavon, Maja Naef
Rund zehn Jahre nach dem Tod von Guy Debord (1931-1994) ist sein filmisches Œuvre, welches sechs zwischen 1952 und 1978 entstandene schwarz/weiss-35mm-Tonfilme umfasst, wieder zu sehen. Guy Debord, der mit seinem Buch „Die Gesellschaft des Spektakels“ (1967) und als Begründer der Bewegung Internationalen Situationisten bekannt geworden ist, hat 1952 mit seinem ersten bilderlosen Film Hurlements en faveur de Sade begonnen, eine Kritik an der Kunst zu formulieren. Der Theoretiker des Spektakels hat den Film als „die zentrale Kunstform in unserer Gesellschaft“ aufgefasst und sich selbst als Filmemacher bezeichnet: „Je veux un ciné qua non!“ Seine Intention bestand darin, den medialen Status der anscheinend unmittelbaren Welt zu enthüllen, indem er die Methoden der Darstellung einer Befragung unterzog: Neben den Möglichkeiten des experimentellen Films wurde die visuelle und akustische Zweckentfremdung („détournement“) zu seinem zentralen filmischen Verfahren. Störung und Unterbrechung sind Mittel, den Film aus entliehenen Bildwelten – vom Western bis zum Comic – zu montieren, um auf diese Weise aus der Herauslösung von Bildern aus ihrem Zusammenhang einen Wendepunkt der Kultur herbeizuführen. Vor diesem Hintergrund entwickeln Debords Filme eine eigenständige Sprache und sind – buchstäblich – ungesehene Beiträge zu einer Geschichte des Films.
Am 27.4., 18 Uhr, zeigt die Filmreihe „Reservoir“ im Filmpodium Zürich La Société du Spectacle.
23.4.2006, 17.30
Programme I: CONTRE LE CINEMA
Hurlements en faveur de Sade (1952) 75′
*Sur le Passage de quelques personnes