„In a very much the same sense as one hears a series of notes, chords, or tone clusters, one sees a progression of a series of shots … to purely watch the images is a much freer, broader experience thatn any track would add. The film can truly breathe this way – go many more places thant it can anchored to sound.”
Warren Sonbert
Es wäre zu kurz gegriffen, Warren Sonberts Filme einzig auf die Perspektive tagebuchähnlicher Aufzeichnungen zu reduzieren. Wie Sonbert (1947-1995) sein unmittelbares Umfeld in Bilder überträgt und diese bearbeitet, ineinander montiert oder formal manipuliert, könnte als eigenwilliger Beitrag dafür gesehen werden, aus dem Alltäglichen gerade eine spezifische Ästhetik zu destillieren. Seine ersten Filme, die in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre entstehen, sind, was ihre halluzinierende, von Lichteffekten getragene Bildlichkeit, das Spiel zwischen seiner Handkamera und den Protagonisten sowie die Tonspur betrifft, unverkennbar von Warhol inspiriert (The Tenth Legion). Ab den späten 1960er-Jahren nimmt der amerikanische Filmemacher, der 1995 im Alter von 47 Jahren an AIDS stirbt, seine Bolex-Kamera auf seine ausgedehnten Reisen mit, was eine Verschiebung seiner filmischen Verfahren zur Folge hat (The Tuxedo Theatre): Er schneidet Footages seiner Trips mit Sequenzen seiner früheren Filme zusammen und entwickelt ausgehend von einer „mise-en-scene“ eine komplexe Montagetechnik, welche die Aufmerksamkeit nicht nur auf dieses offene, disparate Moment lenkt, das sich zwischen den einzelnen Bildern ereignet und die spezifisch filmische Organisation seines Bilderflusses ausmacht, sondern es ihm ermöglicht, subtile Kommentare zur (künstlerischen) Produktion zu realisieren (Friendly Witness). An der Odyssee können wir als Betrachter genauso teilhaben; sie führt an jene (Schau)Plätze, die aus den Bildern seiner Reisen berauschende Collagen schierer Erfahrungen schaffen.
The Tenth Legion, 1967, 16mm, Farbe, Ton, 30’
The Tuxedo Theatre, 1968, 16mm, Farbe, ohne Ton, 21’
Friendly Witness, 1989, 16mm, s/w und Farbe, Ton, 22’Courtesy Light Cone, Paris