«Ist da überhaupt irgendetwas?»
Diese Frage stellte eine Schülerin bei ihrem ersten Besuch in der Ausstellung von Michaela Eichwald in der Kunsthalle Basel. Was ist da auf den Bildern zu sehen? Was wollen uns die abstrakten Formen und Gebilde erzählen? Die Gemälde der deutschen Künstlerin sind für die Schulklasse vom Gymnasium Bäumlihof, Ergänzungsfach Bildnerisches Gestalten, eine Herausforderung. Gemeinsam stellen wir uns die Frage: wie spricht man über Bilder? Wie lässt sich eine geeignete Beschreibung finden? Und reichen Worte und Sprache aus, um Michaela Eichwald’s Kunst greifen und verstehen zu können?
Während sieben intensiver Wochen näherten wir uns den Gemälden von Michaela Eichwald aus zwei verschiedenen Richtungen: einerseits aus einer gestalterisch künstlerischen Perspektive, andererseits aus der Sprache heraus, genauer gesagt durch das geschriebene Wort. Die Schüler*innen hatten die Gelegenheit dazu, frei zu experimentieren und sich losgelöst von jeglichen gestalterischen Regeln – ganz im Sinne von Michaela Eichwald – zu verwirklichen. Ähnlich wie die Künstlerin selbst, durften sie sich auf Schatzsuche in die Welt der Materialien begeben und gemäss ihrer eigenen spontanen Bauchentscheidungen und der reizvollen Beschaffenheit und Haptik der Stoffe wählen. Es fanden Materialien Verwendung, die der Malerei vielleicht auf den ersten Blick fremd erscheinen, die aber das Interesse der Beteiligten weckten und zu eigenen Arbeiten inspirierten. Nicht mit Leinwand und Pinsel, sondern mit Holzfussböden, Gummiabdeckungen, Polsterstoffen in Kombination mit Reagenzgläsern, Lochblech und Gips näherten sie sich dem gestalterischen Prinzip der Künstlerin an und befanden sich dabei im Höhenflug. Keine Kriterien, die sie auffangen, keine Erfolgsrezepte, keine Sicherheit vor dem Scheitern: eine Herangehensweise, die sich gegen alle schulischen Gewohnheiten und Regeln stellt.
Neben dem gestalterischen Experiment beschäftigten sie sich mit verschiedenen Textformen zu, von und über Michaela Eichwald selbst. Wie schreibt sie in ihrem Blog? Wie präsentiert sie sich in den sozialen Medien? Wie werden ihre Arbeiten von Kritiker*innen und Pressestimmen kommentiert und wie spricht die Institution selbst über ihre Ausstellung? Gemeinsam wurden die Textstile angeschaut und besprochen, analysiert und genau unter die Lupe genommen. Gibt es auch noch andere Möglichkeiten, über die Gemälde zu sprechen? Lassen sich denn überhaupt die richtigen Worte finden? In der sprachlichen Auseinandersetzung entwickelten die Schüler*innen ihre eigenen Texte zur Ausstellung, die ihre Sicht auf die Werke der Künstlerin zeigen: unzensiert und ehrlich. Denn dazu fordern die Bilder die Besucher*innen auch heraus.
Als Abschluss des Projektes entstand ein kleines Magazin mit den Ergebnissen der Schüler*innen, sowohl den gestalterischen Experimenten als auch den eigenen Texten. Das Magazin kann ab Dezember von allen Besucher*innen am Empfang mitgenommen werden und bietet einen anderen Blick und eine neue Perspektive auf die Werke der Künstlerin.
Dieses Heft ist in Zusammenarbeit mit der Schulklasse vom Gymnasium Bäumlihof, Ergänzungsfach Bildnerisches Gestalten mit Unterstützung des Klassenlehrers Lukas Müller entstanden.
Mitwirkende:
Ariane Gonzalez, Sara Mbumba Masanka, Jacques Merkle, Aline Prandstätter, Elin Schweighauser, Oriana Wunderle, Mathis Zeiser.
Dies ist ein Projekt der Kunstvermittlung der Kunsthalle Basel und wurde ermöglicht durch die Unterstützung der Art Mentor Foundation Lucerne.